Fürstpropst Heinrich
von der Pfalz starb im Jahre 1552.
Das Stiftskapitel selbst war zu schwach um den Machtgelüsten
des katholischen Deutschordens zu
wiederstehen. Ein Nachfolger des Fürstpropstes aus seinen
eigenen Reihen kam also nicht in Frage. Der Ellwanger Schirmherr,
Herzog Christoph
von Württemberg,
fürchtete den Einfluss des Deutschen Ordens sehr. Deshalb
unterstützte er letztendlich den Kardinal,
Otto Truchsess von Waldburg. Das Stiftskapitel wählte
Otto Kardinal von Waldburg, den Bischof
von Augsburg, am 26. März 1552 einstimmig zu seinem
Nachfolger.
Fürstpropst Kardinal Otto Truchsess von Waldburg war
ein bedeutender katholischer Reformer und ein kenntnisreicher,
starker Reichspolitiker. Der Kardinal war in der Lage dem Deutschen
Orden Wiederstand zu leisten. Er war ein Gegner aller Zugeständnisse
an die Protestanten in der Reichspolitik. Die in dieser Zeit relativ
ertragreiche Fürstpropstei diente ihm vor allem zur Aufbesserung
seiner Kassenlage. In der Zeit der Gegenreformation war Kardinal
Otto Truchsess von Waldburg ein Vorkämpfer für die politische
Stabilisierung des Stiftes als selbständiges katholisch-geistliches
Fürstentum innerhalb des Heiligen
Römischen Reiches.
Die Bestimmungen des Augsburger
Religionsfriedens benützte
der Kardinal als Rechtsgrundlage um den Protestantismus in seinem
Gebiet auszurotten. Da er jedoch selten in Ellwangen anwesend war
konnte er sich nicht persönlich darum kümmern. 1560 erließ er
sein erstes Religionsmandat. Ihm wurde berichtet, dass sich viele
Bürger der Stadt vom katholischen Glauben abgewandt hätten.
Da er nichts mehr gehört habe sei er vom Erfolg seiner Weisungen
ausgegangen. Jetzt müsse er erfahren, dass manche nicht nur
bei ihrer Meinung geblieben seien, sondern auch andere dafür
gewonnen hätten. Als Bischof und Propst und aufgrund des Augsburger
Religionsfriedens verordnete er, das alle Untertanen bei der katholischen
Religion bleiben und besonders die Gebote der Beichte und der Kommunion
halten sollten.
Von diesem Mandat waren in Ellwangen etwa 40 Familien betroffen.
Zunächst versuchte man sie dazu zu bringen beim katholischen
Glauben zu verbleiben. Diejenigen die evangelisch blieben wurden
ausgewiesen. Bei aller Härte in Dingen die die Religion betrafen,
kaufte der Fürstpropst die Güter der Ausgewiesenen zu einem
fairen Preis auf um den zu erwartenden Preisverfall zu verhindern.
Dies war, verglichen mit anderen Fürsten nicht selbstverständlich.
Der betreffende Artikel des Augsburger
Religionsfriedens war in dieser
Beziehung nicht eindeutig.
Neben der Ausweisung der Protestanten drang Fürstpropst
Otto von Waldburg auch auf eine Reform des Klerus im ganzen Stiftsgebiet.
Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Geistlichen musste
auch zu einer Erneuerung innerhalb der Katholischen Kirche führen.
Der Klerus muss seiner Meinung nach einen vorbildlichen Lebenswandel
führen.
Im Frühjahr des Jahres 1568 kam der Fürstpropst nach Ellwangen
und brachte Petrus
Canisius mit. Beide konnten jetzt in der zweiten
Hälfte der Fastenzeit sowie über die Osterfeiertage gemeinsam
in der Stadt wirken. Der Fürstpropst ging unter das Volk. Otto
von Waldburg war für jedermann zu sprechen. Er predigte, besuchte
die Kranken und firmte. Am Gründonnerstag wusch der Kardinal 12 armen Männern aus Ellwangen die Füße und bediente
sie anschließend beim Essen auf der Burg.
Fürstpropst Kardinal Otto von Waldburg starb im Jahre 1573.
Bei seinem Tode war die Fürstpropstei Ellwangen ein weitgehend
katholisches Fürstentum. Seine Maßnahmen zur Erhaltung
der katholischen Religion waren erfolgreich. Nur wenige Menschen
empfingen die Sakramente nicht.
Als Teil der Reichskirche war
die Fürstpropstei fest im Heiligen
Römischen Reich Deutscher
Nation integriert. Der Fürstpropst hatte im Reichstag eine Virilstimme.
Die Stellung der Fürstpropstei Ellwangen innerhalb des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation war soweit gefestigt, das
die Chorherren des Stiftskapitels über 1 Jahrhundert
die Fürstpröpste aus den eigenen Reihen wählen konnten.
Erst dann wurde der Einfluss des hohen Adels auf die Fürstpropstei
wieder so groß, dass er die Propstwürde als Nebenpfründe
erlangen konnte. Kardinal Otto von Waldburg stellte die entscheidenden
Weichen für die Zukunft der Fürstpropstei Ellwangen. |